Mit Pflanzenstoffen die Herzgesundheit stärken

01.05.23 12:00 AM Von Dr. rer. nat. Anja Bettina Irmler

Kaum eine Gruppe von Krankheiten wird durch den Lebensstil so stark beeinflusst wie diejenige des Herz-Kreislaufsystems: Mit ausgewogener Ernährung, genügend Bewegung, Nichtrauchen und Bewältigen von Stress kann Herz-Kreislauferkrankungen vorgebeugt werden. Auch bei bereits bestehender Arteriosklerose bzw. koronarer Herzkrankheit ist die Ernährungsumstellung neben Bewegungsförderung eine Grundlage der Therapie. 

Denn in Ländern mit dem sogenannten „westlichen Lebensstil“ beruhen mindestens ein Drittel aller Herz-Kreislaufkrankheiten auf Nikotin- und Alkoholkonsum, hohen Blutfettwerten sowie Übergewicht. Dazu kommen noch andere Risikofaktoren wie Diabetes, Bewegungsmangel und psychosozialer Stress. Zu den nichtbeinflussbaren Faktoren gehören beispielsweise das Alter, das Geschlecht (Frauen sind durch ihre Hormone bis zur Menopause weitgehend geschützt; ca. zehn Jahre nach der Menopause haben sie keinen Vorteil mehr) und die familiäre Veranlagung.

Auch der Bluthochdruck ist ein großer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Er betrifft rund 600 Millionen Menschen weltweit, mit steigender Tendenz. In Sachen Bluthochdruck ist Deutschland Spitzenreiter in Europa: Über 55 Prozent der Bevölkerung zwischen 35 und 75 Jahren leiden an Bluthochdruck. Werte ab 135 zu 85 mm Hg gelten als Hochdruck, ab etwa 169 zu 95 mm Hg – abhängig von den individuellen Umständen — als behandlungsbedürftig. Bluthochdruck verursacht Schäden an den Gefäßwänden und begünstigt die Entwicklung eines Schlaganfalls. Die Ursachen sind oft unklar: Neben einer genetischen Veranlagung können Übergewicht, Rauchen, hoher Alkoholkonsum, zu salzhaltige Ernährung, Stress und Bewegungsarmut eine Rolle spielen.

Die richtige Ernährung als Basis für Herz-Kreislauf-Gesundheit

Wie kann man nun am besten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems – übrigens der Todesursache Nr. 1 – über die Ernährung vorbeugen? Besonders zu empfehlen ist hier die mediterrane Ernährung. Denn nicht umsonst treten in den Mittelmeerländern Gefäßkrankheiten wesentlich seltener auf. Die traditionelle mediterrane Ernährung zeichnet sich aus durch frische Zutaten, einfache, schonende Zubereitung und denreichlichen Verzehr von Getreideprodukten, Gemüse, Früchten und Milchprodukten. Olivenöl (reich an einfach ungesättigten Fettsäuren) ist die Hauptfettquelle. Weitere Bestandteile des mediterranen Speiseplans sind Fisch (Omega-3-Fettsäuren), Geflügel und Eier. Rotes Fleisch und Wurstwaren werden eher selten verzehrt. Nüsse, Kerne und Samen gehören hingegen zur täglichen Ernährung. Wer diese empfohlenen Nahrungsmittel nur selten isst, kann seinen Omega-3-Fettsäuren-Bedarf auch mit Nahrungsergänzungsmitteln decken.

Wichtig sind auch antioxidative Vitamine (Beta-Carotin, Vitamin E, Vitamin C), welche die Fette im Organismus vor sogenannten freien Radikalen schützen, die z.B. durch Inhaltsstoffe des Zigarettenrauches im Körper entstehen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schreibt aufgrund der umfangreichen Studienlage auch den sekundären Pflanzenstoffen einen schützenden Effekt auf das Herzkreislaufsystem zu.

Auf den gesunden Blutfluss achten

Diese sekundären Pflanzeninhaltsstoffe fördern nämlich den gesunden Blutfluss, von dem nicht nur das Herz-Kreislauf-System, sondern unsere gesamte Gesundheit und unser Wohlbefinden abhängen. Das Blut versorgt nicht nur alle unsere Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen, es reguliert auch die Körpertemperatur und fördert unser Immunsystem. Damit das Blut reibungslos durch unseren Körper fließen kann, sind im Wesentlichen drei Faktoren wichtig: Zum einen die normale Funktion der Blutplättchen (Thrombozyten). Sie sind dafür da, die Blutgerinnung einzuleiten und eine Blutung zu stoppen, wenn wir uns verletzen. Dies passiert, indem sie „klebrig“ werden und sich miteinander verklumpen. Leider neigen die Blutplättchen mit zunehmendem Alter und bei bestimmten Risikofaktoren (Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas, Rauchen) dazu, auch dann klebrig zu werden, wenn gar keine Wunde vorliegt. Dies gefährdet den gesunden Blutfluss. Um dies zu verhindern, sollte man viel Obst und Gemüse verzehren, da bestimmte Pflanzenstoffe die Verklumpung der Blutplättchen verhindern. Am wirkungsvollsten tut dies die Tomate, die auch in der mediterranen Ernährung eine wichtige Rolle spielt. Seit einigen Jahren gibt es Nahrungsergänzungsmittel, die einen speziellen Tomatenextrakt enthalten, der diese Blutplättchenaggregation nachweislich hemmt.

Der zweite wichtige Faktor für den gesunden Blutfluss sind die Blutgefäße. Dass der Mensch so alt ist wie seine Gefäße, wusste schon der berühmte Pathologe Rudolf Virchow. Die Blutgefäße transportieren das Blut durch den Körper. Sie sind komplexe Organe, die den Stoffaustausch zwischen Blut und umliegenden Gewebe durchführen und in der Lage sind, durch Kontraktion ihrer Muskelschicht den Gefäßdurchmesser zu verändern und dadurch den Blutstrom zu beeinflussen. Schäden an den Gefäßwänden und der Verlust der Elastizität wirken sich negativ auf den Blutfluss aus. Auch die Gefäßelastizität wird durch sekundäre Pflanzenstoffe gefördert, indem sie die Produktion von Stickstoffmonoxid in der Gefäßinnenwand (Endothel) erhöht. Am stärksten geschieht dies durch Kakaoflavanole. Wer dies nun als Freibrief für einen hohen Schokoladekonsum versteht, muss enttäuscht werden: Die vielen Kalorien in der Schokolade würden die gesundheitsfördernde Wirkung der Kakaoflavanole schnell wieder relativieren. Zum Glück gibt es hochkonzentrierte Kakaoflavanole heute auch in Kapselform.

Den Cholesterinspiegel auf natürliche Art senken

Der dritte Einflussfaktor für den Blutfluss ist der Cholesterinspiegel: Wer ihn auf natürliche Weise senken möchte, kommt nicht darum herum, seine Lebens- und Ernährungsweise zu überdenken. Es reicht leider nicht aus, einfach auf Eier zu verzichten und Margarine statt Butter zu verzehren. Viel wichtiger sind Bewegung und eine ausgewogene Ernährung mit ungesüßten Getränken, Gemüse und Früchten, Vollkornprodukten sowie pflanzlichen Eiweißen und Fetten. Die Einhaltung einer entsprechenden Diät erfordert ein hohes Maß an Disziplin. Für diejenigen, die aufgrund von beruflichen oder privaten Umständen Schwierigkeiten haben, sich konsequent so zu ernähren, bieten sich hochwertige Nahrungsergänzungsmittel mit sogenannten Hafer-Beta Glucanen an. Diese Ballaststoffe senken den Cholesterinspiegel im Blut, indem sie Cholesterin binden, so dass es ausgeschieden wird. 

Erschienen in:

Reformleben Magazin

Ausgabe Nr. 50 (Mai/Juni 2023)

Hallmarks of Aging

Wie wir das Altern verlangsamen können

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Dr. rer. nat. Anja Bettina Irmler

Dr. rer. nat. Anja Bettina Irmler

Anja Bettina Irmler (geb. Fröhling) studierte an der Justus-Liebig-Universität Gießen Ernährungswissenschaften. Nach ihrem Master-Abschluss war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsanstalt im Institut für Weinanalytik und Getränketechnologie an der Hochschule Geisenheim tätig.