Woran denken Sie, wenn Sie das Wort „Probiotika“ hören? Die meisten verbinden es mit besserer Verdauung und einem gesunden Darm. Doch neuere Forschung zeigt: Das, was in unserem Darm passiert, hat weitreichende Folgen – sogar für das Herz-Kreislauf-System. Denn das Mikrobiom, also die Gemeinschaft aller Darmbakterien, beeinflusst entscheidend, wie unser Körper etwa mit Nervensystem, Entzündungen und Stoffwechsel umgeht – und genau dort setzen Probiotika mit ihrem positiven Effekt an.
Das Mikrobiom: viel mehr als nur Verdauungshilfe
Unser Darm ist ein komplexes Ökosystem mit Billionen Mikroorganismen. Diese arbeiten unter anderem daran, Nahrung zu verdauen, Vitamine zu produzieren und das Immunsystem zu regulieren. Doch durch die Fermentation von prebiotischen Ballaststoffen produzieren sie auch Stoffe, die direkt in den Blutkreislauf gelangen, vor allem kurzkettige Fettsäuren (SCFA), die Herz, Gefäße und Blutdruck positiv beeinflussen. Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom, auch Dysbiose genannt, kann Entzündungen und sogar Stoffwechselstörungen auslösen und das Herz belasten. Ein weiterer Mechanismus betrifft das sogenannte TMAO (Trimethylamin-N‑Oxid): Bestimmte Bakterien wandeln Bestandteile aus Fleisch – wie Cholin oder Carnitin – in schädliche Stoffe um, die in der Leber zu TMAO werden. Erhöhte TMAO-Werte gelten als Risikofaktor für Atherosklerose und Herzkrankheiten.
Probiotika als Herzschutz – so funktionieren sie
Probiotika sind „gute“ lebende Mikroben (z. B. Lactobacillus, Bifidobacterium), die man als fermentierte Lebensmittel oder Nahrungsergänzung zuführt. Sie helfen, das Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen – genau dort, wo Herzgesundheit beginnt:
1. Vermindern Dysbiose und Entzündungen
Probiotika verringern die Zahl ungünstiger Bakterien und fördern jene, die entzündungshemmende Stoffe produzieren – etwa die genannten kurzkettigen Fettsäuren. Diese stärken die Darmbarriere und sorgen so dafür, dass weniger Entzündungsstoffe ins Blut gelangen. So hemmen sie entzündliche Prozesse in den Gefäßen, regulieren den Blutdruck, schützen die Endothelzellen (Gefäßinnenhaut) und senken damit indirekt das Herzinfarktrisiko.
2. Senken schädliches TMAO
Einige Probiotika wirken dem TMAO-Prozess entgegen, indem sie im Darm mit den TMAO-bildenden Bakterien konkurrieren und diese verdrängen. Das Ergebnis: weniger TMAO und damit weniger Gefäßbelastung.
3. Verbessern Fettstoffwechsel und Blutdruck
Studien zeigen: Probiotika können helfen, den Cholesterinspiegel zu senken, das Verhältnis von HDL zu LDL zu verbessern, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und sogar leichten Bluthochdruck zu mildern.
Gerade bei Menschen mit Gefäßerkrankungen oder erhöhten Cholesterinwerten zeigen klinische Studien bedeutende Verbesserungen nach einer Probiotika-Kur. So konnte gezeigt werden, dass nach einer mehrwöchigen Einnahme von Probiotika in Kombination mit Vitamin D der LDL-Wert sank, während HDL-Wert und Insulinempfindlichkeit stiegen. Auch fermentierte Milchprodukte mit lebenden Kulturen konnten Herzrisiken senken.
Probiotika nutzen – aber wie?
Eine gute Basis ist der Verzehr von fermentierten Lebensmitteln mit probiotischen Kulturen wie Joghurt mit aktiven Kulturen, Kefir, Sauerkraut, oder Kimchi. Wichtig: Nur Produkte mit gut dokumentierten Bakterienstämmen wie Lactobacillus und Bifidobacterium gelten als Probiotika. Meist ist dies bei ‚normalen‘ Lebensmitteln nicht ersichtlich. Wer Probiotika zu therapeutischen oder präventiven Zwecken nutzen möchte, sollte daher auf hochwertige Darmflora-Präparate zurückgreifen.
Um einen gesundheitsfördernden Effekt zu haben, müssen Probiotika in ausreichender Zahl als lebende Mikroorganismen den Gastrointestinaltrakt erreichen. Dies gewährleisten Präparate mit hohen Dosierungen, die durch eine säureresistente Kapselhülle geschützt sind. Sinnvoll ist es auch, sogenannte Multi-Species-Präparate zu wählen, also solche, die mehrere Stämme enthalten, die in verschiedenen Darmabschnitten aktiv werden. Neuere Studien haben nämlich gezeigt, dass die einzelnen Bakterienstämme sich auch untereinander beeinfl ussen. Im Reformhaus gibt es mittlerweile hochwertige Darmfl oraPräparate mit 22 Stämmen und 210 Milliarden Bakterien pro Tagesdosis.
Für eine gute Herz-Kreislauf-Gesundheit ist neben der Einnahme von Probiotika natürlich auch eine ausgewogene Ernährung mit ballaststoff reicher, pfl anzenbasierter Kost (wenig Fleisch, viele Gemüse, Nüsse & Haferfl ocken), regelmäßige Bewegung, Stressabbau und genügend Schlaf und Flüssigkeit förderlich. All diese Maßnahmen wirken sich übrigens auch positiv auf die Darmflora aus.
Fazit
Manche mag überraschen: Der Darm ist der Schlüssel zu einem gesunden Herzen. Ein vielfältiges, gut ausgewähltes Mikrobiom erzeugt Stoff e, die Entzündungen und Cholesterin senken, Gefäße schützen und den Blutdruck regulieren. Probiotika liefern lebendige Helfer, um genau dieses Gleichgewicht zu fördern und das Herz langfristig zu stärken.