Woran erkenne ich ein gutes Vitalstoffkonzentrat?

01.01.24 12:00 AM Von Dr. Mathias Oldhaver

Immer mehr Anbieter bringen Vitalstoffkonzentrate auf den Markt und werben mit Sprüchen wie „Ein ganzer Korb Obst auf einem Löffel!“ oder „Die gesunde Kraft von über 75 Obst- und Gemüsesorten“. Stimmt das? Können solche Vitalkonzentrate einen mangelnden Obst- und Gemüseverzehr kompensieren? 

Grundsätzlich gilt: Die beste Variante ist, sich gesund zu ernähren und dabei möglichst viel Gemüse und Obst zu essen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V. empfiehlt dabei den Verzehr von mindestens fünf Portionen pro Tag, die sich im Idealfall in drei Einheiten Gemüse und zwei Einheiten Obst aufteilen. Neue Untersuchungen gehen davon aus, dass sogar noch mehr notwendig ist, um eine effektive Prävention vor Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs und damit eine Lebensverlängerung mit hoher Lebensqualität zu erreichen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt sogar neun Portionen Obst 

und Gemüse und Obst täglich. Ein wichtiger Grund sind neben den enthaltenen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen vor allem die Sekundären Pflanzenstoffe, die viele positive Wirkungen auf unsere Gesundheit haben.

Das Problem: Dieses Ziel ist unrealistisch. Untersuchungen wie zum Beispiel die nationale Verzehrstudie des Max-Rubner-Instituts (MRI) zeigen: In Deutschland wird einfach zu wenig Obst- und Gemüse gegessen! Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele haben keine Zeit oder Lust, sich Obst oder Gemüse verzehrfertig zuzubereiten, anderen schmecken Fastfood oder Süßigkeiten einfach besser, wieder andere können aufgrund gesundheitlicher Probleme (Schluck- oder Verdauungsbeschwerden, Fructoseunverträglichkeit, alters- oder krankheitsbedingte Appetitlosigkeit) kein Obst und Gemüse essen. 

Obst- oder Gemüsesäfte sind leider auch keine wirkliche Alternative, da der Gehalt an Sekundären Pflanzenstoffen in Obstsäften pro Kalorie sehr gering ist: Obstsäfte sind sehr energie- sprich kalorienreich. Sie enthalten zum Teil mehr Kalorien als eine Cola. Und auch Gemüsesäfte sind in Deutschland keine Lösung. Diese sind aus geschmacklichen Gründen relativ unbeliebt.

Obst- oder Gemüsesäfte sind leider auch keine wirkliche Alternative, da der Gehalt an Sekundären Pflanzenstoffen in Obstsäften pro Kalorie sehr gering ist: Obstsäfte sind sehr energie- sprich kalorienreich. Sie enthalten zum Teil mehr Kalorien als eine Cola. Und auch Gemüsesäfte sind in Deutschland keine Lösung. Diese sind aus geschmacklichen Gründen relativ unbeliebt.

Vor diesem Hintergrund kann es also durchaus sinnvoll sein, die Ernährung mit Vitalstoffkonzentraten zu ergänzen. Aber worauf sollten Sie achten?

Sekundäre Pflanzenstoffe sollten ausgewiesen sein

Wer zu wenig Obst und Gemüse isst, dem mangelt es nicht in erster Linie an Vitaminen – da diese auch über andere Lebensmittel zugeführt werden – sondern an Sekundären Pflanzenstoffen. Statt eines Multivitaminsaftes sollten diese Menschen ihre Ernährung besser mit einem Vitalkonzentrat ergänzen, das einen hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffe wie Polyphenolen enthält. Gerade dieser Gehalt wird aber in den meisten Vitalstoffkonzentraten oder Obst- und Gemüsekapseln gar nicht auf der Verpackung ausgewiesen. Das heißt, es wird oft gar nicht angegeben, wie hoch der Gehalt von dem ist, was als das Beste aus Obst und Gemüse gilt, nämlich den sekundären Pflanzenstoffen. Gerade diese Substanzgruppe ist aber ein entscheidender Faktor für den gesundheitlichen Nutzen. Wenn also ein Anbieter damit wirbt, ein Schluck seines Vitalkonzentrats würde dem Gegenwert eines ganzen Obstkorbes entsprechen ohne dass er den Gehalt der Sekundären Pflanzenstoffe angibt, dann ist das Augenwischerei.

Auf Farbe und Konsistenz achten

Viele flüssige Präparate oder Konzentrate sind entweder wässrig oder orange – ein Hinweis, dass das Präparat vorwiegend Wasser oder Orangensaft enthält. Ein Blick auf die Zutatenliste verrät den Wert des Vitalstoffkonzentrats: Die zuerst genannte Zutat ist auch diejenige, die den größten Anteil am Produkt ausmacht. Ist dies der eher günstige Apfel- oder Orangensaft, dann hat der Hersteller bei der Zusammensetzung offenbar gespart. Teurer, weil wertvoller wäre zum Beispiel Aroniasaft. Erkennbar ist dies an einer tiefrotenFarbe, die darauf hindeutet, dass das Konzentrat sehr viele der wertvollen roten Pflanzenfarbstoffe wie Anthocyane oder auch Lycopin aus der Tomate enthält. Auch eine dickflüssige Konsistenz zeigt an, dass das Präparat aufkonzentriert und gehaltvoll ist.

Zu guter Geschmack ist verdächtig

Die wertvollen Sekundären Pflanzenstoffe schmecken in der Regel bitter. Daher ist eine leichte Bitternote ein Qualitätsmerkmal, das darauf hindeuten, dass das Mikronährstoffkonzentrat ein mit (sekundären) Pflanzenstoffen reich bestücktes Präparat ist. Schmeckt dieses dagegen süß und intensiv, ist nicht auszuschließen, dass mit Süßstoff, Zucker oder Aromen nachgeholfen wurde oder dass das Produkt kaum Sekundäre Pflanzenstoffe enthält. Viele Präparate enthalten künstliche Konservierungsstoffe und synthetische Vitalstoffe. Besser ist natürlich ein naturnahes Produkt.

Auf angemessene Dosierung achten

Einige Anbieter werben mit sehr hohen Dosierungen der enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe. Der Sinn eines Vitalkonzentrats ist jedoch, dort die Nahrung ergänzen, wo es sinnvoll ist. Es sollten also diejenigen Mikronährstoffe enthalten sein, bei denen laut seriösen Quellen (DGE, MRI, BfI) das Risiko eines Mangels vorhanden sein könnte. Dies gilt beispielsweise für Vitamin D und vor allem auch für die sekundären Pflanzenstoffe. Eine extrem hohe Dosierung anderer Vitalstoffe ist dagegen kritisch zu sehen, weil diese normalerweise auch in ausreichenden Mengen über die Nahrung aufgenommen werden. Wenn also die empfohlene Aufnahmemenge pro Tag um einige 100 Prozent überschritten wird, ist Skepsis angesagt.

Wurde das Präparat getestet?

Die meisten herkömmlichen Präparate sind nicht wissenschaftlich getestet. Teilweise werden wahllos Obst- und Gemüsesorten beigemischt, die gerade im „Trend“ liegen. Die Zusammenstellung der Inhaltsstoffe sollte auf den Erkenntnissen wissenschaftlicher Studien zur gesundheitsfördernden Wirkung bestimmter Obst- und Gemüsesorten beruhen, die im Ernährungsbericht der DGE zusammengefasst sind. Informieren Sie sich, ob es Untersuchungen gibt, die mit dem Vitalstoffkonzentrat durchgeführt wurden. 

Fazit: Zutatenliste prüfen!

Wenn Sie Ihre Ernährung mit einem Vitalstoffkonzentrat ergänzen möchten, lesen Sie sich die Zutatenliste genau durch: Sind die Sekundären Pflanzenstoffe (v.a. Polyphenole) konkret in Bezug auf die Menge auf der Verpackung aufgeführt? Sind die Vitamine und Mineralstoffe vernünftig dosiert? Sind die zuerst in der Zutatenliste aufgeführten Inhaltsstoffe hochwertig? Sind keine künstlichen Aroma- und Farbstoffe enthalten? Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten können, sind Sie auf der sicheren Seite.

Erschienen in:

Reformleben Magazin

Ausgabe Nr. 60 (Jan./Feb. 2025)

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Dr. Mathias Oldhaver

Dr. Mathias Oldhaver ist Heilpraktiker und Medizinjournalist. Er beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit präventiver Medizin und Naturheilkunde.