Sobald die Tage kürzer werden, beginnt im Körper leise ein Prozess, den viele unterschätzen: Der natürliche Vitamin-D-Spiegel sinkt. Ab dem Spätherbst reicht die Sonneneinstrahlung in Mittel- und Nordeuropa nicht mehr aus, damit die Haut Vitamin D bildet. Verantwortlich dafür ist der niedrige Sonnenstand – die UV-B-Strahlung erreicht uns nicht im richtigen Winkel und wird in der Atmosphäre „herausgefiltert“. Selbst wer sich täglich im Freien bewegt, kann in dieser Zeit kaum körpereigenes Vitamin D aufbauen. Der Speicher leert sich langsam über die Wintermonate und erreicht seinen Tiefpunkt im späten Februar oder März. Genau dann häufen sich schwere Atemwegsinfekte.

Vitamin D – ein stiller Dirigent des Immunsystems
Vitamin D wirkt wie eine Art Moderator des Immunsystems. Es ermöglicht Immunzellen, Krankheitserreger früh zu erkennen und abgestimmt aufeinander zu reagieren. Es unterstützt die Schleimhäute darin, als Schutzbarriere zu funktionieren, und hilft, Entzündungsreaktionen kontrolliert ablaufen zu lassen, statt übermäßig stark oder zu schwach.
Man kann es sich wie eine Art „Grundspannung der Abwehrkraft“ vorstellen: Ist sie vorhanden, bleibt das Immunsystem handlungsfähig. Fehlt sie, geraten Abwehrprozesse durcheinander, reagieren verzögert oder unkoordiniert. Deshalb zeigen Studien immer wieder denselben Effekt: Wer mit ausreichendem Vitamin-D-Spiegel in die Infektzeit startet, hat ein robusteres Abwehrsystem – wer erst im Erkrankungsfall ergänzt, kommt zu spät.
Warum Infekte im Winter schwerer verlaufen
Winterinfekte haben zwei typische Belastungsfaktoren: Zum einen verbringt der Körper viel Zeit in trockener, erwärmter Innenraumluft. Die Schleimhäute trocknen leichter aus und sind dann weniger widerstandsfähig. Gleichzeitig fehlt die Sonneneinstrahlung, die nicht nur Vitamin D, sondern auch Immunrhythmus und Stimmung stabilisiert. Die Immunabwehr arbeitet daher nicht auf ihrem optimalen Niveau.
Zum anderen dauert eine einmal entstandene Infektion häufig länger an, wenn der Vitamin-D-Spiegel bereits niedrig ist. Die Abwehr „startet langsamer“ und kann Krankheitserreger schlechter begrenzen. Das erklärt, warum statistisch betrachtet die schwersten Infektverläufe nicht im Hochwinter, sondern im Spätwinter auftreten – genau in der Phase des Minimums an körpereigenem Vitamin D.
Frauen ab 40: Warum der Unterschied noch deutlicher spürbar ist
Gerade Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren profitieren besonders von stabilen Vitamin-D-Spiegeln. In dieser Lebensphase verändert sich der Hormonhaushalt allmählich, was wiederum Einfluss auf Knochenstoffwechsel, Energieproduktion und Immunreaktionen hat. Gleichzeitig sind viele Frauen beruflich und familiär stark gefordert – das Immunsystem steht also unter Dauerlast.
Ein gut gefüllter Vitamin-D-Speicher kann hier ein stabilisierendes Fundament schaffen. Er unterstützt die Knochenmineralisierung, fördert die Regeneration und hilft, Immunprozesse ausgeglichen zu halten. Anders als kurzfristige Stärkungsmittel legt Vitamin D eine Art „Grundlage“, auf die der Körper konstant zurückgreifen kann.
Sichere Messung: Was wirklich bestimmt werden sollte
Wer Gewissheit möchte, lässt den Wert 25-OHVitamin D bestimmen. Dieser Laborwert zeigt nicht die momentane Aufnahme, sondern die Speicherfüllung. Er ist daher die aussagekräftigste Messgröße. Sinnvoll ist:
- erste Messung im Herbst oder Frühwinter
- erneute Kontrolle nach 2–3 Monaten bei Anhebung
- dann je nach Bedarf 1–2 Mal jährlich
Wer mit sehr niedrigen Werten startet, beginnt häufig mit einer höheren Tagesdosis zum Auffüllen und wechselt anschließend auf eine Erhaltungsmenge. Hier kann es hilfreich sein, sich mit Ärztin, Therapeut oder Heilpraktiker abzustimmen, um den Zielbereich von 30–60 ng/ml sinnvoll zu erreichen.

Kontinuierliche Versorgung statt gelegentlicher Bolusgaben
Vitamin D wirkt vorbeugend – nicht im Akutfall. Deshalb sind kleinere tägliche Mengen der wöchentlichen Hochdosis überlegen. Sie halten den Blutspiegel stabil und ermöglichen es dem Immunsystem, dauerhaft „bereit“ zu sein. Sehr hohe Dosierungen sind nur vorübergehend sinnvoll, bis der gewünschte Spiegel erreicht ist. Danach ist die Konstanz der entscheidende Schlüssel.
Da Vitamin D fettlöslich ist, sollte es zu einer Mahlzeit mit gesunden Fetten eingenommen werden. Damit der Körper es optimal nutzt, sind außerdem Magnesium, Zink und Vitamin K2 hilfreich – sie unterstützen Umwandlung und Verteilung.
Fazit und Handlungsimpuls
Die häufigsten Winterinfekte entstehen nicht zufällig in den Monaten, in denen die Sonne kaum noch Kraft hat – sie sind Folge eines leeren Vitamin-D-Speichers. Wer frühzeitig vorsorgt, schützt sich langfristig. Wenn Sie Ihren Spiegel noch nicht kennen, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, ihn bestimmen zu lassen. So lässt sich gezielt auffüllen und anschließend sicher erhalten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrem Therapeuten über Ihren aktuellen Vitamin-DStatus – Ihr Immunsystem profitiert den ganzen Winter davon.

