Entzündung runter, Energie rauf: Naturstoffe wie Ginseng als Moderator

01.11.25 12:00 AM Von Redaktion

Viele Menschen fühlen sich antriebslos, haben Heißhunger und nehmen leichter zu – ohne klaren Auslöser. Hinter diesem „metabolischen Nebel“ steckt oft silent inflammation: eine unterschwellige, dauerhafte Entzündungsaktivität, die keine dramatischen Symptome macht, aber den Stoffwechsel schleichend stört.

Der Teufelskreis: Entzündung <-> Insulinresistenz

Entzündungsbotenstoffe wie TNF-α (Tumornekrosefaktor-alpha) wirken wie ein dauerhaft klingelnder Feueralarm. Kurzzeitig sinnvoll, schwächt ständiges Klingeln jedoch die Reaktionsfähigkeit der Zellen. TNF-α erhöht die Insulinresistenz, fördert Fettaufbau an ungünstigen Stellen (s. viszerales Fett), verstärkt die Blutgerinnung und beschleunigt Arteriosklerose – ein Giftcocktail für den Stoffwechsel. Viele Betroffene geraten so in einen Teufelskreis: Entzündung steigert Insulinresistenz → Blutzucker und Insulin steigern → Fettgewebe entzündet sich weiter → noch mehr proentzündliche Botenstoffe (s. Zytokine).

Ein plastisches Bild: Stellen Sie sich Insulin als Schlüssel und die Zelloberfläche als Schloss vor. TNF-α verklebt das Schloss – der Schlüssel passt schlechter. Die Zelle reagiert träge, Zucker bleibt im Blut, der Körper produziert noch mehr Insulin. Gleichzeitig treibt TNF-α die Aktivität von Immunzellen und den Transkriptionsfaktor NF-kB an – eine Art Hauptschalter für Entzündungsgene. Das hält das Entzündungsfeuer am Lodern.

Warum „leise“ Entzündung so heimtückisch ist

Silent inflammation verursacht oft nur diffuse Signale: leichte Müdigkeit, mehr Hunger auf Süßes, längere Regenerationszeiten. Im Hintergrund beeinflusst TNF-α zentrale Regelkreise – von Fieber- und Fatigue-Signalen bis hin zu Leber- und Fettstoffwechsel, Muskeln, Haut/Schleimhaut und Knochen. Auf Dauer begünstigt das Gewichtszunahme, Blutzuckerspitzen, Blutfett-Verschiebungen und Gefäßschäden.

Naturstoffe als „Moderator“: Ginseng im Fokus

Neben Bewegung, Schlaf, Stressmanagement und ballaststoffreicher Kost können Naturstoffe helfen, die Entzündungslautstärke zu modulieren – nicht brachial „auf stumm“, aber runter auf ein gesundes Maß. Koreanischer Roter Ginseng ist hier besonders interessant. In einem in-vitro/Ex-vivo-TNFα-Hemmtest mit Blutproben von 92 Patienten senkte Koreanischer Roter Ginseng (KGV) die LPS-induzierte TNF-α- Freisetzung im Mittel um 96 % (LPS – Lipopolysaccharide). In der Praxis wurden nach 3–6 Monaten unter wirksamen Präparaten häufig Beschwerdelinderung und verbesserte Laborbefunde beobachtet.

Was bedeutet das praktisch?

Der Test simuliert eine Entzündungsprovokation (LPS) im Labor und misst, wie stark ein Präparat die TNF-α-Antwort dämpft – ein globaler Entzündungshemmtest. Er zeigt also das Modulationspotenzial eines Mittels auf den Makrophagen-Signalweg, der für Silent Inflammation zentral ist. Wichtig: Der Test ersetzt keine Diagnose, hilft aber, individuell wirksame Begleiter auszuwählen – denn die Antwort kann von Person zu Person stark variieren.

Wie Ginseng wirkt – und wie man es sich merken kann

  • TNF-α-Dämpfung / NF-KB-Modulation: Ginseng wirkt wie ein Tontechniker, der den Regler für Entzündungslaute herunterdreht, bevor die Boxen (Zellen) übersteuern. Ergebnis: weniger „Feueralarm“, bessere Insulinsignale.
  • Makrophagen-Beruhigung: Ginseng spricht jene Immunzellen an, die als „Feuerwehr“ manchmal selbst zu viel Funken sprühen. Die Freisetzung proentzündlicher Mediatoren wird gebremst.
  • Systemeffekte: Weniger TNF-α bedeutet potenziell günstigere Signale an Leber, Muskeln, Fettgewebe und Gefäße – also genau dort, wo Stoffwechselgesundheit entschieden wird.

Ihr Weg aus dem Kreis

  1. Alltag entzündungsärmer machen: mediterran-pflanzenbetont, unverarbeitet essen, regelmäßig bewegen (Kraft + Ausdauer), Schlaf priorisieren, Stress senken.
  2. Marker checken: Mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt CRP, ggf. IL-6 und – falls verfügbar – einen TNF-α-Hemmtest diskutieren, um die individuelle Reaktion auf Präparate wie Ginseng zu prüfen.
  3. Gezielt ergänzen: In Absprache mit Fachpersonen kann Koreanischer Roter Ginseng als entzündungsmodulierende Begleitmaßnahme sinnvoll sein – besonders, wenn der Hemmtest ein gutes Ansprechen zeigt.

Fazit: Silent inflammation ist der leise Gegenspieler unseres Stoffwechsels – und TNFα einer seiner wichtigsten Taktgeber. Wer Entzündungslautstärke reduziert, verbessert die Chance, Insulinresistenz zu durchbrechen. Ginseng kann dabei als natürlicher Moderator dienen: nicht als Ersatz für LebensstilBasics, aber als smarte Ergänzung, die das System beruhigt und dem Stoffwechsel wieder Takt und Tempo gibt.

Quellen: 

1. Shoelson, S. E., Lee, J., & Goldfine, A. B. (2006). Inflammation and insulin resistance. The Journal of Clinical Investigation, 116(7), 1793–1801. https://doi.org/10.1172/JCI29069 

2. Sethi, J. K. (2021). Metabolic Messengers: tumour necrosis factor. Nature Metabolism, 3(10), 1302–1312. https://doi.org/10.1038/ s42255-021-00470-z

3. Ginseng_Entzündungshemmung (Informationsmaterial zum TNF-α- Hemmtest; IMD Berlin MVZ; Daten aus einer In-vitro/ Ex-vivo-Analyse an 92 Patient:innen). Berlin: IMD Berlin, o. J. Test beim IMD-Labor: https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/tnf-ahemmtest (nur Raum-Berlin)

Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Beratung. Stimmen Sie Maßnahmen bei bestehenden Diagnosen bitte mit Ihrem behandelnden Arzt ab.

Erschienen in:

Reformleben Magazin

Ausgabe Nr. 65 (Nov./Dez. 2025)

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