Dass der Darm der Schlüssel zu Gesundheit, Vitalität und Wohlbefinden ist, wissen Sie als gesundheitsbewusste Leser:innen längst. Vielleicht achten Sie bereits täglich auf hochwertige Lebensmittel, die regional, saisonal und aus biologischem Anbau sind, haben möglicherweise Ihre Zuckermenge reduziert und im Gegenzug Ihre Ballaststoffmenge erhöht. Doch trotz aller Sorgfalt und Achtsamkeit merken viele: So ganz stabil sind Bauchgefühl und Verdauung immer noch nicht.

Aus meiner langjährigen Erfahrung als ganzheitlich praktizierender Arzt weiß ich, dass gerade gesundheitsbewusste Menschen häufig überrascht sind, wie vielschichtig und sensibel das Verdauungssystem tatsächlich ist. Häufig sind es feine Details, das richtige Zusammenspiel, aber auch die vollständige Umsetzung verschiedener Faktoren, die den Unterschied machen.
Im folgenden Artikel teile ich deshalb mit Ihnen sieben entscheidende Geheimnisse, die Ihnen helfen, Ihren Darm noch gezielter und effektiver zu unterstützen und Ihre Gesundheit nachhaltig auf ein höheres Niveau zu heben.
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Schon vor weit über 6.000 Jahren machten unsere Vorfahren Lebensmittel mit einem natürlichen Verfahren haltbar. Vordergründig, weil es eben keinen Strom und somit keine Kühlschränke gab, die heute unsere Lebensmittel lange frisch halten. Unsere Vorfahren merkten aber auch, dass diese Lebensmittel ihnen guttaten.
1. Fermentation– Die natürliche Kraft
Heute verstehen wir, warum: Durch die Fermentation entstehen wichtige Stoffe, die unsere Darmbarriere stärken und uns helfen, Vitamine und Mineralstoffe besser aufzunehmen.
Ob Sauerkraut, Kimchi, Kefir oder Kombucha – fermentierte Lebensmittel bereichern Ihren Darm mit lebenden, nützlichen Bakterien. Unser Körper hat sich offensichtlich optimal auf Fermentiertes eingestellt. Das erkennt | 23 man auch daran, dass unsere Magensäure die aus der Fermentation entstehenden nützlichen Bakterien nicht abtötet, sondern passieren lässt. Deshalb ermutige ich alle, fermentierte Lebensmittel wieder regelmäßig auf den Speiseplan zu setzen. Achten Sie aber darauf: wenn Sie zum Beispiel Milchprodukte nicht vertragen, wählen Sie lieber pflanzliche Alternativen wie Kimchi oder Sauerkraut.
Bakterien – Die wichtigsten Helfer für Ihre Darmflora
Bakterien machen krank? Das dachte man viele, viele Jahre. Zum Glück gibt es mittlerweile ein viel differenzierteres Bild. Denn Fakt ist – ohne die „guten“ Bakterien im Darm würden wir heute nicht existieren.
2. Lactobazillen – Die Schutztruppe Ihres Darms
Lactobazillen sorgen für ein saures Darmmilieu, das schädliche Erreger effektiv abwehrt. Sie sind in erhöhter Anzahl im Dünndarm tätig, stimulieren zudem die Bildung einer schützenden Schleimschicht (Muzin) auf der Darmwand und wirken aktiv gegen Entzündungen. Und das Beste ist: Dies sind nur ein Bruchteil der guten Eigenschaften von Lactobazillen.
3. Bifidobakterien – Die Multitalente des Mikrobioms
Diese wertvollen Bakterien regulieren das Mikrobiom, produzieren lebenswichtige Vitamine wie B12 und K und unterstützen sogar die Produktion des Glückshormons Serotonin. So beeinflussen sie neben Ihrer Darmgesundheit auch Ihr Wohlbefinden. Bifidobakterien nehmen eine wichtige Rolle im Dickdarm ein.
4. Vielfalt der Bakterienstämme – ein gesunder Wald im Darm
Stellen Sie sich Ihren Darm wie einen Wald vor: Je vielfältiger die Arten sind, desto widerstandsfähiger ist das gesamte Ökosystem. Genauso verhält es sich mit unseren Darmbakterien: Je vielfältiger unsere Darmflora ist, desto besser kann sie uns vor Krankheiten schützen und uns gesund halten. Wir kennen mittlerweile über 1.000 verschiedene Arten, die mit uns in Symbiose leben und von vielen kennen wir noch immer nicht ihre nützlichen Eigenschaften. Deshalb empfehle ich gerne Darmprodukte, die viele verschiedene Arten integrieren. Vergessen Sie dabei nicht: Die nachhaltige Ansiedlung von Bakterien im Darm benötigt Zeit – so wie eben ein Wald viel Zeit benötigt, um zu gedeihen. Ein Einsatz von hochwertigen Probiotika sollte daher langfristig erfolgen.
5. KBE – die Anzahl der koloniebildenden Einheiten macht den Unterschied
Nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die absolute Menge der guten, lebenden Bakterien im Darm (gemessen in koloniebildenden Einheiten – KBE) ist entscheidend. Eine hohe Dichte an gesunden Darmbakterien sorgt dafür, dass unerwünschte Krankheitserreger keinen Platz mehr finden. Achten Sie daher auf Produkte, die täglich zwischen 10 und 50 Milliarden lebender Bakterien enthalten – nur so kommen genug im Darm an. Interessant ist aber auch, dass nicht immer „Viel hilft viel“ gilt. Noch mehr KBE pro Tag sind nach meiner Erfahrung nur für die akute Anwendung sinnvoll.

Verbündete für ein starkes Darmmilieu
Es sind nicht nur „gute“ Bakterien, die wertvolle Unterstützung für den Darm bieten, und viele traditionelle Kulturen kennen schon lange die Fähigkeiten anderer Helfer für den Darm. Sie wirken anti-entzündlich, anti-viral oder anti-bakteriell und haben darüber hinaus viele weitere nützliche Eigenschaften.
6. Die Kraft der Naturstoffe
Der Reishi-Pilz etwa ist ein Paradebeispiel: In der traditionellen chinesischen Medizin seit Jahrtausenden geschätzt, gilt er als entzündungshemmend und immunregulierend. Oder nehmen Sie Ingwer: antibakteriell, beruhigend bei Blähungen und Verdauungsproblemen. Ein Tee aus frischem Ingwer kann kleine Wunder wirken.
Süßholz, bekannt als Lakritz-Wurzel, schützt die empfi ndliche Darmschleimhaut, wirkt beruhigend bei Entzündungen und ist besonders hilfreich bei chronischen Beschwerden.
Nutzen Sie diese traditionellen Heilpfl anzen, um Ihren Darm zusätzlich zu unterstützen und seine Selbstheilungskräft e zu aktivieren.
7. Ballaststoffe – Futter für Ihre Darmbakterien
Ballaststoff e aus Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten sind die ideale Nahrung für Ihre gesunden Darmbakterien. Diese verwandeln Ballaststoff e in wertvolle kurzkettige Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken und die Darmwand stärken.
Eine ballaststoff reiche Ernährung verbessert nachweislich Ihre Darmgesundheit und beugt langfristig Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht oder chronischen Darmentzündungen vor. Haben Sie Schwierigkeiten, genügend Ballaststoff e zu sich zu nehmen? Dann lohnt es sich, mit einem Präbiotikum zu unterstützen. Achten Sie dabei darauf, dass Sie kein Präparat nutzen, das gleichzeitig ein Probiotikum ist, denn Sie wollen ja nicht die Bakterien im Produkt füttern, sondern in Ihrem Darm!
Ein gesundes Darmmilieu – Balance statt Chaos
Ihr Darm ist wie ein schöner Garten: Je besser Sie ihn pfl egen, desto schöner blüht er. Stress, falsche Ernährung oder Medikamente wie Antibiotika können dieses empfi ndliche Gleichgewicht aber schnell stören. Das Ergebnis: „Unkraut“ in Form von Pilzen (Candida) oder krankmachenden Bakterien nimmt überhand.
Tun Sie jetzt etwas – Ein kleines Fazit aus meiner Erfahrung
Es lohnt sich, für Ihre Darmgesundheit gezielt etwas zu tun. Dabei ist es wichtig, den Darm in seiner Gesamtheit zu betrachten. Integrieren Sie fermentierte Lebensmittel regelmäßig in Ihre Ernährung, achten Sie auf ausreichende Ballaststoff e, unterstützen Sie sich mit Heilpfl anzen und setzen Sie gezielt verschiedene, hochwertige Bakterienkulturen ein. Machen Sie sich keine Sorgen, ob diese Bakterien tatsächlich lebend im Darm ankommen. Die Natur zeigt uns deutlich, dass dies problemlos funktioniert – Joghurt oder Sauerkraut sind schmackhaft e Beispiele dafür.
Handeln Sie jetzt bewusst für Ihren Darm. Wenn Ihr Darm gesund und glücklich ist, profi tieren Sie ganzheitlich – körperlich wie mental. Echte Gesundheit und Vitalität beginnen genau hier: im Zentrum Ihres Körpers, dem Darm.
Dr. med. Stefan Springerist Facharzt für Orthopädie und praktischer Arzt mit eigener Praxis in Regensburg. Sein ganzheitlicher Behandlungsansatz kombiniert Schulmedizin mit Osteopathie, Naturheilkunde, Homöopathie und Akupunktur. Besonderen Wert legt er dabei auf integrative und ursachenbezogene Th erapien. Diagnostik und Th erapie des Darms gehören zu den wesentlichen Bausteinen in seinen Behandlungskonzepten.
Erschienen in:

Ausgabe Nr. 62 (Mai/Juni 2025)
Natürliche Abwehrkräfte aus der Pflanzenwelt
Gesund mit Sulphoraphan